Einen „Neustart“ bitte – geschüttelt, nicht gerührt
Wie oft habe ich den Gedanken, dass, wenn ich etwas anfange, es auch unter allen Umständen durchziehen zu müssen. So ging es mir insbesondere, als ich bereits im ersten Studiensemester merkte, dass Computervisualistik eigentlich nicht das ist, was ich machen möchte. Von der Programmierung hatte ich nur bedingt Ahnung. Solange es bei den Basics blieb, kam ich mit, aber alles Weiterführende war ein rotes Tuch für mich. Tja, wie ich heute weiß, ist es nicht so einfach, ehrlich zu sich selbst zu sein und einzugestehen, dass man da wohl in die falsche Richtung gelaufen ist. Denn ich habe dann noch drei weitere Semester benötigt, um den Entschluss zu fassen, dass es so nicht weitergehen kann, das Studium abzubrechen und neu anzufangen. Ich hatte damals aber auch das Pech, dass es das Angebot von NeuStArt noch nicht gab …
Should I stay or should I go?
Schon The Clash haben sich mit dieser grundlegenden Frage rumgeschlagen. Vielleicht hätte ihnen NeustArt auch helfen können? „Im Grunde geht es bei NeuStArt darum, bei der Entscheidungsfindung für oder gegen einen Studienausstieg zu helfen.“
Denn es war schon eine echt hilflose Zeit für mich. Meine Freunde fanden, ich sollte nicht aufgeben, meine Eltern standen zwar hinter mir, fragten sich jedoch auch, wie die Finanzierung weitergehen soll – stand mir doch nach dem Wechsel kein Bafög mehr zu. Und ich selbst war wohl meine größte Kritikerin überhaupt. Mit dem Gedanken, dass sich ein Abbruch wie Scheitern anfühlt, konnte ich nicht besonders gut umgehen – den positiven Effekt eines Neustarts habe ich kaum gesehen.
Anna Lauermann hat mir in unserem Gespräch berichtet, dass das vielen Zweiflern, die zu ihr kommen, ganz genauso ergehe. Im Projekt bietet sie daher Beratungen und Coachings an, um neue Perspektiven aufzuzeigen und bei der Entscheidungsfindung zu helfen. NeuStArt ist ebenfalls im KSB angesiedelt und prägt als Kooperationspartner die Sommerakademie maßgeblich mit.
Was darf’s denn sein?
Die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, können vielfältig sein. Für mich stand damals fest, dass ich bei einem Studium bleiben möchte. Aber was und wo? In Koblenz habe ich mich schon heimelig gefühlt, also blieb ich. „Ich möchte niemanden unter allen Umständen im Studium behalten, noch unbedingt in eine Ausbildung schicken. Mir ist wichtig herauszufinden, was für die Person das Richtige ist.“
Bis ich aber das Was gefunden hatte, brauchte ich Zeit. Heute würde ich darauf wetten, dass ich mit einer unabhängigen Stimme sehr viel schneller zu einem Ergebnis gekommen wäre. Anna bietet eine eben solche unabhängige Stimme an, die Euch unbefangen, neutral und professionell zuhört und gemeinsam mit Euch an individuell passenden Lösungen arbeitet. Für manche wird der Neustart dann in einem neuen Studiengang liegen – so wie er es bei mir getan hat.
Andere werden dem Studium vollends den Rücken kehren und sich im Berufsleben verwirklichen. Gerade hier ist Parteilosigkeit besonders wichtig, sagt Anna. Es spielt keine Rolle, für was Ihr Euch entscheidet, Hauptsache, Ihr fühlt Euch damit wohl.
Das Studium komplett zu verlassen, ist natürlich ein radikaler Schritt. Mit Scheitern hat er jedoch nicht viel zu tun. Scheitern ist ein äußerst negativ belegter Begriff – er suggeriert Erfolglosigkeit und Misslingen. Darum haben die meisten Menschen Angst davor – so auch ich. Aber es lohnt sich umzudenken und stattdessen die Chance zu sehen! Erfahrungen sind niemals schlecht und die nimmst Du immer mit!
„Als wäre die Stelle für mich erfunden worden!“
Anna möchte für Euch eine sichere Umgebung bieten, in der Ihr freiwillig und anonym über Eure Bedenken und Zweifel reden könnt. Nach ihrer Erfahrung reicht das nämlich oft schon, um sich selbst bewusst zu werden, wohin der Weg gehen könnte. „Ganz viele Studierende brauchen Unterstützung, in dem, was sie momentan tun. Ich glaube, es gibt nur ganz wenige, die wirklich komplett gradlinig durchs Studium laufen.“
Nachdem sie im KSB und IPZ schon als HiWi mitgearbeitet und das Projekt NeuStArt mit aufgebaut hat, ist sie nun in dem Job, den sie wirklich machen möchte. Ihre Leidenschaft ist die Beratung von Studierenden. Das kommt nicht von ungefähr: auch sie hat einen Neustart gewagt, indem sie ihre Ausbildung abgebrochen und mit dem Pädagogikstudium begonnen hat. Daher bringt sie nicht nur Leidenschaft, sondern auch ganz viel Verständnis mit. Sie sagt, dass sicherlich nur eine kleine Zahl ganz geradlinig durch das Studium gehe.
Und darum gibt es jede Menge Unterstützung, ob bei NeuStArt oder der Sommerakademie. Unterstützung, die ich gerne gerade in meiner Zweiflerzeit gehabt hätte.
Bis bald