Bis hierhin und nicht weiter!
Ich habe eine Freundin, die sehr gerne die Grenzen anderer Menschen inklusive ihrer Freunde austestet. Mit Ende 20 scheint sie immer noch den Drang zu haben, ausprobieren, wie weit man bei anderen gehen kann und darf. Nun kann man sich das so vorstellen, dass sie häufig Sprüche auf Kosten ihrer Mitmenschen raushaut. Das ist in den meisten Fällen weniger verletzend, als einfach nervig. Aber es gibt auch die Situationen, in denen sie Gefahr läuft, meine und die Grenzen meiner Freunde zu überschreiten. Was tun? Wie gehe ich mit jemandem wie ihr um? Wie kommuniziere ich meine eigenen Grenzen, ohne gleich die mir dennoch wichtige Freundschaft zu gefährden?
Reagieren, aber richtig
Um Grenzen klar und deutlich kommunizieren zu können, muss man erst einmal wissen, wo die persönlichen Grenzen liegen. Denn ganz oft passiert es, dass wir Verhalten anderer hinnehmen, uns dann aber später wünschen, doch etwas dagegen getan oder zumindest gesagt zu haben. Das fängt schon beim Anstehen an der Supermarktkasse an. „Jeder hat seine eigene Grenze, ab der er verletzbar ist und wo die Hutschnur reißt. Diese Grenze muss aber auch erst mal festgelegt werden, um früh genug die Reißleine ziehen zu können.“
Es kommt jemand und drängelt sich vor, egal, ob bewusst oder unbewusst. Das ärgert! Der Clou liegt aber darin, aus seiner eigenen Komfortzone herauszugehen und denjenigen – im richtigen Ton – auf sein Fehlverhalten hinzuweisen. Die meisten Menschen werden sich ertappt fühlen und sich vielleicht sogar bedanken. Nur ein Bruchteil wird darauf patzig reagieren. Wie Ihr adäquat reagiert, zeigt Euch Thorsten Kornatzki in unserm Workshop „‚Ich mach dich platt, Frau Schmitt!‘ – Souverän im Umgang mit grenzverletzendem Verhalten“. Denn richtig blöd wird es, wenn schon Kinder ihre Grenzen nicht mehr richtig aufgezeigt bekommen – wie sollen sie das im Erwachsenenalter noch lernen? Daher: Gerade bei Kindern, müssen wir ganz klare Grenzen setzen. „Bis hierhin und nicht weiter!“ muss zum Motto bei der Arbeit mit Kindern werden. Insgesamt kann Thorsten Kornatzki eine Verschiebung hinsichtlich der Hemmschwelle bei grenzverletzendem Verhalten wahrnehmen. Wir brauchen also dringend Gegenpole, die die Grenzen durch ihr eigenes Verhalten wieder in „normale“ Bahnen lenken.
Sich selbst und andere im Notfall schützen können
Und doch kann es passieren, dass Grenzen bspw. im Schulunterricht überschritten werden und es zu gewalttätigen Ausbrüchen kommt. Also was tun, wenn der Ernstfall eintritt? Damit beschäftigt sich der zweite „Wenn der Stuhl geflogen kommt, haben wir ganz klar aus juristischer Sicht eine versuchte gefährliche Körperverletzung. Gleiches gilt für ein vermeintlich harmloses Schimpfwort. Das ist eine Beleidigung und damit eine Straftat.“
Workshop „‚Und dann kam der Stuhl geflogen …!‘ – Deeskalation in Konfliktsituationen“, den Thorsten Kornatzki im Rahmen der Sommerakademie anbietet.Vor meinem Gespräch mit ihm, war mir nicht wirklich bewusst, dass der geworfene Stuhl einen Straftatbestand darstellt und es sich dabei um versuchte gefährliche Körperverletzung handelt. Auch das einfach daher gesagte „A****loch“ ist laut §185 StGB eine Straftat, die mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahnt wird. Kommt es auch noch zu Handgreiflichkeiten, kann das bis zu zwei Jahre Gefängnis bedeuten. Wie ihr Euch und anderen im Notfall schützt, ist dabei natürlich mindestens genauso wichtig wie das Wissen um Eure Rechte.
Beide Kurse versprechen Überraschungen. Denn die meisten Situationen, die Ihr hier geschildert bekommt und meistern müsst, werdet Ihr vermutlich so noch nicht im Sinn gehabt haben.
Bis bald